Mari Kim
Mari Kim „EYEDOLLS“
Mari Kim hat einen starken Wiedererkennungswert: Bei den Charakteren ihrer Arbeiten handelt es sich um junge Frauen mit riesigen Augen – die sogenannten „Eyedolls“. Mari Kim greift für ihre Figuren oft auf Frauenikonen der Geschichte zurück – unter ihnen zum Beispiel Margaret Thatcher, Marie Antoinette und Coco Chanel – oder verwandelt bekannte weibliche Charaktere aus Märchengeschichten und Cartoons – wie etwa Wonder Woman, Schneewittchen oder Tinkerbell – in Eyedolls. Dabei übernimmt sie bekannte Attribute oder bedient sich optischer Stereotype, um die Anspielung auf eben diese deutlich hervorzuheben.
Die Portraits der Künstlerin zeichnen sich durch eine leuchtende, intensive Farbigkeit sowie kräftige, graphische Linien aus. Dies betont zum einen den stilisierten Charakter ihrer Figuren und spiegelt zum anderen auch die technische Herangehensweise wieder: Mari Kim gestaltet ihre Bilder auf Papier, am Zeichentisch, am Computer und druckt die Arbeiten anschließend mithilfe der besten Drucktechnik auf Leinwand. Insgesamt lässt sich die Kunst Mari Kims als eine neuartige und individuelle Mischung aus Manga, Disney, Pop Art und Digitalen Techniken verstehen.
Die Gesichter der Figuren stellen den Mittelpunkt ihrer Werke dar. Der Fokus liegt auf den Augen, mit denen sie die Betrachtenden anblicken. Nase und Mund sind deutlich kleiner und scheinen ein Werkzeug zur Ergänzung der Augen zu sein. In ihrer Gesamtheit sind die Gesichter sehr charmant, zauberhaft, weiblich und prägnant. Mari Kims Eyedolls haben immer auch eine Attraktivität und Anziehungskraft. Es ist wohl die Verbindung der Anlehnung an erwachsene, selbstbewusste Frauenfiguren auf der einen Seite und das Unschuldige und Naive in den Gesichtern der Eyedolls auf der anderen Seite, das den verführerischen Zauber der Werke Mari Kims ausmacht.
Die Augen der Frauenfiguren Mari Kims machen aber nicht nur das gesamtes Gesicht aus – es wirkt auch so, als würde sie eine eigene Welt umgeben: Die Pupillen bestehen aus verschachtelten Mustern, die den Betrachtenden den Eindruck vermitteln, sie würden durch die Linse eines Kaleidoskops blicken. Dies wiederum greift die Vorstellung auf, die Augen seien das Fenster zur Seele der Menschen – und auch Mari Kim sieht in den Augen ihrer Eyedolls eine Art Fenster. „No matter if you’re from the East or West“, so Mari Kim über ihre Arbeit, „the eyes are the windows to your mind. I use the eye as a wormhole; a gate to an imaginary and reality world.” Die Betrachtenden können dabei selber entscheiden auf welche Art und Weise sie durch dieses Fenster blicken möchten: Sie können die Vorstellungen, die durch bestimmte Frauenfiguren und -charaktere medial vermittelt werden, so hinnehmen oder aber kritisch hinterfragen und ablehnen.
Mari Kim ist 1977 in Korea geboren und aufgewachsen. Nach einem Studium in Animation und gestalterischen Medien an der RMIT Universität in Melbourne, lebte und arbeitete sie zehn Jahre in Australien. Heute ist sie in Seoul als freischaffende Künstlerin tätig. Gelegentlich arbeitet sie auch als Trickfilmzeichner und ist außerdem Lehrbeauftragte an der Catholic University in Seoul und dem Chung-Ang College of Cultural Industries in Icheon.